„Immer frei – frei für immer!“ Der Geist der amerikanischen Gründerväter
FREIHEIT! Welch‘ wunderbarer Klang dieses Wort hat. Wie viele Menschen auf der ganzen Welt streben nach ihr, mehr als nach irgendetwas anderem? Wie viele Menschen starben für sie und wie viele Kämpfe wurden in ihrem Namen geführt? Seit jeher gebraucht und missbraucht, stand Freiheit immer schon ganz oben auf der Agenda der meisten Menschen, doch in keiner Zivilisation mehr als in der westlichen und hier besonders in jener der Vereinigten Staaten. Der Wunsch nach Freiheit lässt Menschen alle Mühsal, alle Nachteile ertragen und motiviert selbst ganz gewöhnliche Menschen zu außergewöhnlichen Taten. Dies ist kein Wunder, denn Freiheit ist nicht nur ein liebevoll gehegter Wert, sondern der reinste Ausdruck der menschlichen Natur selbst. Wenn wir wahrhaftig wir selbst sein wollen, dann haben wir gar keine andere Wahl als für die Freiheit zu kämpfen. Freiheit ist deshalb mit Fug und Recht eines der ganz großen Themen im Leben, sowohl für ganze Völker als auch für das Individuum. So viel auch über die Freiheit in Bezug auf Völker und Nationen gesagt werden kann und soll, so handelt dieser Artikel doch hauptsächlich von der Freiheit des Individuums.
Wenn wir uns mit Freiheit beschäftigen, müssen wir dabei zwei Ebenen betrachten, um ein zutreffendes Bild von ihr zu erhalten. Zuerst müssen wir eine Unterscheidung zwischen der Freiheit als Phänomen des sozialen Lebens und der Freiheit als individuellem Streben von inneren Zwängen frei zu sein, treffen. Unter dieser inneren Freiheit dürfen wir jedoch nicht die Freiheit von Schuld oder Scham verstehen, denn diese sind nämlich Erscheinungen im Bewusstsein, die uns darauf hinweisen, dass mit unserer Lebensführung etwas nicht stimmt und nicht etwa damit, dass wir unter Unfreiheit litten.
Eine weitere Unterscheidung müssen wir zwischen der Freiheit VON und der Freiheit ZU etwas treffen. Heutzutage spricht man meist davon frei von einer Sache oder anderen zu sein und meint damit vor allem, dass andere nicht in unsere Leben intervenieren sollen, wenn wir es nicht wünschen (die „Freiheit“ in Ruhe gelassen zu werden). Freiheit ist sicherlich die Abwesenheit von Zwang, aber keinesfalls die Abwesenheit von unliebsamen Umständen. Wer Freiheit dergestalt versteht, hat ihr Wesen nicht begriffen. Freiheit heißt nicht unverbunden, quasi wie ein Universum für sich, zu leben, sondern ist immer unter der Eingebundenheit, unter den Bedingtheiten, des Lebens selbst zu verstehen. Doch in Wirklichkeit gibt es damit nicht derart große Probleme, wie die meisten meinen. Viel eher müssen wir uns heute Gedanken darüber machen, was wir tun, wenn wir die Freiheit einmal erreicht haben. Wenn wir die Freiheit in Händen liegen haben, was werden wir dann mit ihr anfangen? Was muss ich in meinem Leben tun, bzw. was soll ich tun? Ohne diese Frage beantwortet zu haben, nützt uns die Freiheit nichts. Ganz im Gegenteil, der Mensch, der frei geworden ist, aber seine Aufgabe im Leben nicht kennt, steht schlimmer da, als der Unfreie, der eine Aufgabe, eine Mission hat. Es ist diese Freiheit ZU einer Sache, die uns wirklich frei macht, die uns unseren Lebenssinn erfüllen lässt. Freiheit meint demgemäß nichts anderes, als die Fähigkeit zu besitzen spontan zu handeln und seine eigene Lebensmission zu erfüllen.
Wenn es um Moral geht, machen wir traditionell gewöhnlich den Fehler diese als Sollensanforderungen zu formulieren, in ein “Du-sollst”; doch wie durch alle Zeiten bewiesen wurde, verfehlen solche Formulierungen nur allzu oft ihre Wirkung, vor allem im praktischen Leben. Was als „Sonntagsreden“ sich wunderbar anhört, versagt doch in der täglichen Lebensführung. Kein Wunder, dass Menschen in Bezug auf solche Anforderungen zynisch werden oder diese von vorne herein nicht allzu ernst nehmen. Viel vorteilhafter wäre es bei der Moral von „Müssen“ zu sprechen und nicht darüber, was man tun sollte. Nur dann wenn die Erfüllung eines moralischen Standards zu einem „Muss“ wird, und zwar im psychologischen Sinne – also Teil der eigenen Geisteshaltung wird, wird jemand dementsprechend handeln. Nur wenn man etwas tun muss, dann handelt man auch danach, ein „Sollen“ genügt dafür noch nicht.
Was ist nun Freiheit? Gibt es eine passende, kurze und dennoch umfassende Definition für sie? Ja, eine solche gibt es und sie soll hier gegeben werden. Lassen Sie die Worte sich in ihrem Geist setzen und diesen eine Weile damit ausfüllen, denn die meisten Definitionen, die Sie bisher für Freiheit gehört haben, waren möglicherweise irregeleitet. Freiheit ist die Möglichkeit und die Kraft das zu tun, was man tun sollte; in anderen Worten: Freiheit bedeutet seine Pflicht zu erfüllen!
Das Paradox der Freiheit
Der größte Feind für die Freiheit ist die Freiheit selbst! Für die meisten Menschen ist diese Wahrheit schwer zu schlucken. Wie soll es möglich sein, dass die Freiheit genau dann am stärksten gefährdet ist, wenn sie am meisten blüht?! Freiheit braucht zuerst einmal die Erlangung der Freiheit, indem man die Fesseln sprengt, die einen in Unfreiheit halten. Wenn die Freiheit jedoch einmal erlangt wurde, ist es notwenig eine Struktur der Freiheit zu errichten, Regeln, die die Freiheit ordnen (bzw. anordnen) und ihr damit ein solides Fundament geben. Drittens braucht es einen stets gegenwärtigen Geist der Freiheit, um sie aufrecht zu erhalten. Es ist dieser dritte Punkt, der meist vergessen wird und ist jemand lange Zeit an Freiheit gewöhnt, so wird immer weniger in diesen zugrunde liegenden Geist investiert. Das Resultat ist der Niedergang der Freiheit und am Ende deren vollständiger Verlust. Erinnern wir uns an die historischen Beispiele dazu. Ein Volk kämpft für seine Freiheit, eine Revolution ereignet sich, die Machtstrukturen ändern sich – was oben war wird nach unten gekehrt, was unter war, wird durch die Ereignisse nach oben gespült – das ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Revolution“. Sehr oft geschieht es nun, dass das befreite Volk es verabsäumt die Freiheit in eine „Form“ zu gießen, ihr ein rechtliches Gerüst zu verpassen (z.B. durch eine Verfassungsgebung). Und selbst, wenn die Freiheit erfolgreich geordnet wurde, so kann sie doch durch Zeitablauf in zukünftigen Generationen wieder verloren werden, die die Freiheit für selbstverständlich hinnehmen und deshalb die Tugenden und Werte nicht mehr schätzen, die sie gestützt haben. Stück für Stück geht so die Freiheit verloren, selbst wenn das rechtliche Gerüst noch aufrechterhalten werden kann – äußere Freiheit ohne Substanz an Freiheit, ist das Resultat. Gerade dann, wenn die Freiheit einen Höhepunkt erreicht hat, lässt das Bewusstsein für die Freiheit nach. Die Vorstellung für die Freiheit zu kämpfen gilt dann als etwas, das in die Vergangenheit gehöre. Die größte Gefahr besteht aber darin, dass die Natur der Freiheit selbst vergessen oder fehlinterpretiert wird. So verkommt die Freiheit allmählich zur Erlaubnis und endlich zum Freibrief. Gerade unter dem Schlagwort „Toleranz“ degeneriert die Freiheit so immer mehr und verliert letztlich gänzlich ihre Kraft.
Frei werden, frei bleiben
Um die Freiheit dauerhaft zu bewahren bedarf es dreier Schritte:
- Die Freiheit erlangen
- Die Freiheit (an)ordnen / in eine stabile Form bringen
- Die Freiheit bewahren
Wenn jemand für die Freiheit kämpft und diese letztlich auch erlangt, muss er sich im Klaren darüber sein, wie zerbrechlich dieser Zustand ist, so lange es kein starkes Fundament gibt, auf dem die Freiheit steht. Dieses Fundament wird durch eine Anzahl von Regeln gebildet, denen sich der freie Mensch freiwillig unterwirft. Ohne solche Regeln ist ein freies Leben unmöglich – Anarchie ist deshalb nicht Freiheit, sondern die schlimmste Form von Sklaverei überhaupt. Es ist eine Tatsache, dass alle Menschen frei und gleich geboren werden, doch deswegen verdienen noch nicht alle die Freiheit! Um frei zu sein, bedarf es der staatsbürgerlichen Erziehung, es braucht ein ordentliches Maß an Reife und Übung, um ein freies Leben auch leben zu können. Menschen, die keine Verantwortung in ihrem Leben übernehmen, die nicht in der Lage sind einzusehen, dass sie der Welt etwas schulden, verdienen die Freiheit nicht. Dies war den freiheitsliebenden Menschen zu allen Zeiten klar gewesen. Zu glauben Freiheit würde sich automatisch durchsetzen, wenn sie nur einmal aufgerichtet sei (selbst wenn dies in juristischer Form geschieht), ist eine Illusion der Moderne, welche zudem selbst ein Zeichen des Verfalls der Freiheit ist. Ein Individuum hat stets zu wissen welche Pflichten es im Leben hat, um eine feste Basis für sein Leben zu haben.
Die dritte Notwendigkeit ist die bei weitem Bedeutendste: Die Freiheit bewahren. Wenn die Freiheit einmal angeordnet ist, wenn sie in eine stabile Form gebracht wurde, bedarf es einer soliden Geisteshaltung, denn ohne eine solche gibt es kein starkes Fundament und die „Gesetzesform“ der Freiheit ist bald ein Gebilde ohne Inhalt, so schön es von außen auch aussehen mag. Diese Geisteshaltung jedoch kann ihrerseits nicht in einem Vakuum existieren und bloße Achtsamkeit und Wachsamkeit sind nicht genug für ihr Bestehen. Es braucht weiter ein Set an Tugenden, welche diese Geisteshaltung ermöglichen. Doch selbst damit ist der tiefste Grund noch nicht erreicht, denn dieser besteht nicht aus den Tugenden selbst, sondern aus einem Glauben. Was es letztlich braucht ist unerschütterlicher Glaube, um die Geisteshaltung der Freiheit zu ermöglichen. Im Ergebnis kann also gesagt werden, dass nur jener Mensch wirklich frei sein kann, der über einen felsenfesten Glauben verfügt! Ohne einen solchen Glauben wird der Mensch früher oder später seine Freiheit einbüßen. Dieser Glaube steht unweigerlich in Verbindung mit der Wahrnehmung der Welt, mit der Ansicht darüber, was die Realität ist und wie man mit ihr umgehen soll. Die Frage, ob die Realität säkular ist oder nicht, ist dabei unvermeidlich. Gerade wenn es um die Freiheit geht ist die Beschäftigung mit dieser brennenden Frage nicht abweisbar.
Um frei zu bleiben braucht es eine ununterbrochene Kontinuität des Geistes der Freiheit durch das ganze Leben hindurch. Diese Kontinuität ist nur möglich, wenn es einen starken Glauben (zum Beispiel an Gott) gibt, der eine unzerbrechliche Basis für die Freiheit bietet. Auf der Ebene der Tugenden braucht es vor allem Disziplin, Mut (der lateinische Ursprung des Wortes „virtus“ – Tugend), eine tiefe Liebe zur Freiheit und die Absicht eine authentisches Leben zu führen. Spontanes Handeln und eine authentische Lebensführung sind ohne Freiheit unmöglich. Dabei ist es gleichgültig, ob die „Fesseln“, die einen daran hindern, sozialer oder psychologischer Natur sind – in beiden Fällen ist man ein Sklave und nicht der Herr seines Lebens.
Um frei zu sein braucht es Charakterstärke und diese Stärke erkennt man am besten daran, in dem man jene Dinge untersucht, die einer Person am meisten bedeuten, die von ihr hochgehalten und geliebt werden. Dann schaut man sich den Zustand dieser Dinge im Leben dieses Menschen an. Aus dieser Verfassung kann man einen direkten Schluss auf die Stärke des Charakters und damit auf die Stärke der gesamten Person ziehen.
Für das Individuum, ebenso wie für die westliche Gesellschaft als Ganzes, besteht heute das größte Problem darin frei zu bleiben. Unsere Aufgabe besteht weniger darin die Freiheit zu erlangen, sondern sicherzustellen, dass wir unsere Freiheit nicht verlieren. Wir befinden uns derzeit in einem Freiheitskrieg, der weniger militärischer, als kultureller Natur ist. Das 21. Jahrhundert konfrontiert und mit einer großen Zahl an Feinden, die teilweise von außen, teilweise aber auch von innen, aus der Gesellschaft selbst, kommen, ebenso wie solche, die im Geist der Menschen selbst zu finden sind (innere Überzeugungen, etc.). Die erste Gruppe an Feinden besteht, wie bereits erwähnt, aus den äußeren Gegnern. Die zweite Gruppe, die ich ebenfalls bereits erwähnt habe, kann man mit einem Wort zusammenfassen: Zeit. Der bloße Zeitablauf sorgt dafür, dass Werte und Tugenden, welche der Freiheit zur Durchsetzung verholfen haben, sich abnützen oder ganz vergessen werden. In jungen Jahren mögen wir erfolgreich sein, weil unser Blick auf die Welt neu und unverbraucht war, weil wir über unbändige Energie verfügt haben, doch wenn nun die Zeit ihren Tribut fordert, verlieren wir oft einen Großteil dieser Fähigkeiten, vor allem aber die entsprechende Geisteshaltung. Wir spüren dabei jedoch keine Gefahr, da wir noch von den Früchten der Vergangenheit zehren. Doch darauf sollten wir uns nicht zu sehr verlassen, denn die Zeit bringt immer Niedergang, wenn nicht neue Energie investiert wird. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gilt auch hier: wenn wir nicht ständig neuen „Treibstoff“ (Energie) in eine Entwicklung stecken, wird sie zu einem Ende kommen und der Verfall wird unvermeidlich folgen. Freiheit muss ebenso mit Treibstoff befeuert werden, um am Leben bleiben zu können. Der dritte Feind der Freiheit ist endlich die Korruption und der Verfall der Sitten. Wenn wir das moralische Fundament vernachlässigen, das die Freiheit ermöglicht, werden wir sie früher oder später vollständig einbüßen.
Wie verhält es sich nun mit freiheitsliebenden Menschen? Sie haben ein Set an Regeln aufgestellt, die ihnen in ihrem Leben als Leitstern dienen. Sie stellen sicher, dass sie den Sinn ihres Lebens kennen und rufen sich diesen regelmäßig ins Bewusstsein zurück. Um stark zu sein, um Richtung im Leben zu haben und zu wissen, wer man ist, muss man sich regelmäßig seine eigenen Wurzeln in Erinnerung rufen. Es ist dazu unumgänglich zu wissen wofür man steht, welchen Werten man folgt und welche daraus folgenden Pflichten man zu erfüllen hat. Denn das ist der wahre Kern der Freiheit – zu tun, was man tun muss, um seine Lebenspflicht zu erfüllen.
Ihr O. M.